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Vulkane

Vulkanismus

Acatenango/ Volcan de Fuego (Guatemala)
Als erstes wagte ich mich an die Besteigung des Acatenago. Dieser Vulkan ist inaktiv, der andere Gipfel des Berges ist jedoch der Fuego, dessen Eruptionen sich von dort aus bewundern lassen. Die Wanderung wird mit einem Guide gemacht – es gibt viele Wege auf dem Vulkan und bei einer Höhe von 3.976m birgt nicht nur das Wetter Gefahren. Es wird ziemlich kalt und windig dort oben, und der Vulkan ist oft von Nebel bedeckt, außerdem ist die Höhe, wie ich am eigenen Körper erfuhr, genug für eine ordentliche Höhenkrankheit. Und, last but not least, der Aufstieg ist ziemlich anstrengend.
Der steile Weg bestand hauptsächlich aus tiefem, lockeren Sand. An einigen Stellen waren Holzstufen angebracht, aber längst nicht überall. Später ging es dann durch einen nebligen Wald.
Oben angekommen, bot sich ein wunderbarer Ausblick über Antigua und die umliegenden Dörfer, von oben durch die Wolken. Der Volcan de Agua, der sich meist hinter Wolken versteckt (jemand sagte mal zu mir, er sei schüchtern), zeigte kurz seine Kuppe.
Dann klarte auch der Volcan de Fuego auf und wir konnten immer wieder Staubwolken aus dem Krater aufsteigen sehen. Ab und zu ließ er auch ein Fauchen hören. Der Berg, den sich Acatenango und Fuego teilen, ist überwiegend bewachsen, aber der obere Teil des Fuego ist nur eine Geröllhalde. Eine heiße Geröllhalde, die sich immer weiter entwickelt.
Während es dunkel wurde, sahen wir immer besser, dass mit den Staub- und Gasexplosionen auch Lava in die Luft katapultiert wurde. Diese floss dann die Kuppe des Fuegos an mehreren Seiten herunter. Die Aussicht auf die Lava war eine der beeindruckendsten Sachen, die ich je erlebt hatte. Später kam dann noch der Sternenhimmel, die Stadtlichter und, in der Ferne über dem Pazifik, ein Gewitter hinzu. Es war eine wirklich beeindruckende Nacht.
Während ich wie hypnotisiert den Vulkan und die Lichter anschaute, merkte ich, dass der Schwindel, den ich beim Aufstieg auf den Kreislauf geschoben hatte, nicht verschwand. Ich war wohl höhenkrank. Der Guide, Luis, bereitete mir ein Hausmittel zu: Sprudel mit Zitronensaft. Das half jedoch nur für eine kurze Zeit. Ich war fest überzeugt, dass ich am Morgen auf die Kuppe klettern konnte. So ein bisschen Schwindel und Kopfweh schadet doch nicht!
Tja, bis ich mich schlafen legen wollte. Da bekam ich plötzlich keine Luft mehr und der Schwindel wurde schlimmer. Ich musste also Luis wecken und Bescheid sagen, dass es mir nicht gut geht. Luis nahm mich erst nicht ernst und meinte, versuch dich zu beruhigen, geht es im Sitzen vielleicht? Aber ich konnte nur noch flach atmen und mir fehlte die Luft. Dann behauptete Luis, ich hätte Höhenangst bekommen, was natürlich überhaupt keinen Sinn machte. Der Walkie-Talkie kam also zum Einsatz und Verstärkung wurde gerufen. Da meine Agentur richtig blöd und inkompetent war, musste ich für die Notfall-Abholung bezahlen. Wir mussten noch eine Stunde im Camp warten, während der es mir nicht besonders gut ging. Dann gingen wir langsam im Licht der Taschenlampen herunter zu dem Punkt, wo ich abgeholt werden sollte. Schon dort, nur 100 Höhenmeter tiefer, ging es mir viel besser.
Nachdem wir dort noch eine halbe Stunde gewartet hatten, kam endlich mein Retter, Elvin Soy. Der Guía General von dem Verein Aprode. Er war den Berg hoch gerannt. Zusammen gingen wir also herunter, durch die abnehmende Höhe ging es mir immer besser. Ich schlief diese Nacht auf dem Schlafsofa im Zimmer von Elvins Eltern. Beim Frühstück war seine Familie so nett, dass ich im Endeffekt noch eine Woche als Freiwillige bei den Soys blieb. Ich half auf den Feldern, wir fingen mit der Reparatur der Quelle und Wasserleitungen an und an einem Tag gab es ein Seminar zum Thema Vogel-Tourismus. Am Wochenende nahm mich Rosa, Elvins Mutter, auf die Hochzeit ihrer Nichte mit. Sie lieh mir dafür sogar einen traditionellen Wickelrock, Corte genannt, plus Huipil (Oberteil).

Der Fuego ist ein Schichtvulkan; seine Explosionen sind gehören zum Typ vulcanianisch (kurz und heftig; Wolken aus Asche und Materie; pyroklastische Ströme)/ plinianisch (die stärkste Art von vulkanischen Explosionen). Seit 2002 ist er dauerhaft im Ausbruch. Der ganze obere Teil (ab 1300m) besteht nur aus Lava und vulkanischem Schutt. Manchmal bleiben die Bewohner der umliegenden Dörfer in ihren Häusern, weile es mal wieder Asche regnet. Der Vulkan wird sehr gut überwacht und bei den stärkeren Eruptionen der letzten Zeit wurden teilweise Anwohner evakuiert.

Pacaya (Guatemala)
Danach ging es zum Pacaya. Dem aktiven Krater McKenney kommen die Tours aus Sicherheitsgründen nicht sehr nahe, und auch die Lavaflüsse konnten wir nicht aus der Nähe sehen, aber der Krater, der beim großen Ausbruch 2010 explodierte und eine Mondlandschaft aus Lava und Vulkangestein hinterließ, war beeindruckend.  Bei dem 2010er Ausbruch starben zwei Menschen. Der ehemalige Krater war ein riesiger Bereich nur voller Tuffstein, keine einzige Pflanze. Es war sogar eine Verwerfung zu sehen und an einigen Stellen stieg heiße Luft auf und die Steine waren heiß. Es gibt in der Nähe ein Geothermisches Kraftwerk und im Nationalpark befindet sich ein Kratersee. Der Vulkan besteht aus unzähligen ehemaligen Kratern, in einem befindet sich heutzutage ein Dorf. Leider war es sehr nebelig, doch wir erhaschten Blicke auf die Lichter der Metropolregion Guatemala Stadt und der Sonnenuntergang war sehr schön. Allerdings waren die Rauchwolken der Eruptionen nach dem Wow-Effekt von leuchtender Lava und fliegenden Funken beim Fuego nicht mehr so aufregend.

Telica (Nicaragua)
In Nicaragua besuchte ich zuerst den Telica. Wir zelteten neben dem Krater und sahen Rauch aus dem 200 Meter tiefen Krater aufsteigen – es war irgendwie gruselig, aber auch spannend, sich nah an die abgerissene Kante zu wagen. Seit einem Ausbruch ist der Kraterrand extrem asymetrisch, der obere Rand sieht so aus, als ob er jeden Moment einstürzen würde. Genau dort oben am Rand des Kraters sahen wir ein Pferd – es sah aus, als ob es jeden Moment mitsamt Steinen im Krater landen würde – die Pferde des nahen Dorfes durften alle frei herumlaufen, wenn sie nicht gerade arbeiten mussten. Besonders toll war es, bei Nacht Magma durch Risse im Boden des Kraters leuchten zu sehen. Die Aussicht auf Sonnenuntergang und danach Stadtlichter und der Blick auf Teile der Vulkankette Nicaraguas waren schön – auch wenn es so eine Aussicht bei fast jedem Vulkanausflug gab. Wir wagten uns auch in eine Fledermaushöhle, und an den Hängen des Vulkans waren wunderschöne Schmetterlinge zu beobachten. Der Ausflug war sehr schön und erholsam.

Hervideros de San Jacinto: Heiße Quellen (Nicaragua)
Vulkanismus zeigt sich nicht nur durch Lava: Zu Füßen des Telica befinden sich die Hervideros de San Jacinto, eine geologische Verwerfung mit großer geothermischer Aktivität – einfacher gesagt, heiße Quellen. Aber nicht warm im Sinne von Badetemperaturen – um die 200°C heiß ist der sprudelnde Ton-Lehm-Schlamm aus dem Boden. Diese Quellen sind vermutlich mit dem Telica und mit dem erloschen Santa- Clara- Vulkan verbunden. Vermutlich dienen sie Santa Clara als Ventil, sodass dieser weiterhin inaktiv ist.
Der Lehm sprudelt in mehreren Farben: Schwarz,Rot und Weiß. Die Anwohner nutzen ihn für die Fertigung von traditionellen Tonfiguren und Souvenirs. Der Boden um die Quellen ist übersät mit gelben Schwefelkristallen, roten und schwarzen Eisenoxidkristallen und weißen Magnesiumkristallen. Es ist wichtig, die Wege nur in Begleitung von Anwohner*innen zu verlassen, da die wissen, an welchen Stellen mensch im Schlamm versinken und sich schwere Verbrennungen zuziehen würde.

Cerro Negro (Nicaragua)
In der Nähe gab es auch den Cerro Negro, mit 168 Jahren einer der jüngsten Vulkane der Welt. Dieser hat sehr feinen Sand, auf dem alle Touris Sandboard fahren. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden. Zu sehr Konsum-Abenteuer-Touismus.

Mombacho (Nicaragua)
Der Mombacho ist ein schlafender Riese. Der ehemals sehr aktive Vulkan hat das Seine zur Gestaltung der Landschaft beigetragen: Er thront über Granada und die von ihm in die Luft geschleuderten Steine (Pyroklasten) sind zu bewohnten Inseln geworden, den Isletas de Granada, die ein ganzes Dorf formen.
Der Vulkan selbst ist ein Biosphärenreservat, das mit seinem sehr teurem Eintritt stark vom Tourismus profitiert. Da ich mich weigerte, 20€ für den Transport zu zahlen, lief ich erst einmal 2 Stunden auf dem Feldweg für Vierradantrieb-Autos den Berg hoch, bis ich bei den berühmten Wanderwegen ankam. Ich wollte eigentlich den kürzesten Weg gehen, weil alle anderen teurer und nur mit Guide erlaubt waren.
Im Endeffekt fand ich dann eine Familie, die mit spanischem Guide den Ocelote-Weg laufen wollte und sich sehr freute, mich als Übersetzerin mitzunehmen.
Wir sahen vor allem Nebelwald. Das heißt, viel Nebel – eine weiße Wand, ungefähr 20 Meter entfernt, – und viele Bromelien-bewachsene Baumriesen (ein Garten auf einem Baum). Dazu kamen ein paar Orchideen, zum Beispiel die Spanische Flagge. Der Mombacho hat drei Krater. Der eine roch sehr schwefelig, dort steigen noch Gase auf, von den anderen sind nur kleine heiße Gasquellen geblieben.
Als wir gerade am Aussichtspunkt ankamen, klarte es für 3 Sekunden auf und wir erhaschten einen Blick auf Granada, den Lago de Nicaragua und die Laguna de Apoyo.

Masaya (Nicaragua)
Der Masaya ist einer der aktivsten Vulkane Amerikas. Am Boden des 500m tiefen Santiago-Kraters – der letzte und einzige aktive der vier Krater des Vulkanmassivs – befindet sich einer der größten Lavaseen der Welt. Die Lava spritzt hoch und fällt zurück, der flüssige Stein bewegt sich wie Wasser. Dort gibt es auch eine endemische Spezies: ein Papagei, der sich an die extreme Gassituation angepasst hat und in dem aktiven Krater wohnt. Wegen der Schwefeldämpfe dürfen sich Besucher nicht länger als 15 Minuten am Kraterrand aufhalten. Der Dampf verhüllt bei Tag das Glühen der Lava, sodass der See nur bei Nacht sichtbar ist. Der Naturpark um den Masaya ist sehr artenreich, war jedoch zum Zeitpunkt meines Besuches wegen hoher vulkanischer Aktivität nicht für Besucher*innen geöffnet. Im Gegensatz zu den anderen Vulkanen ist der Zugang zum Vulkan aus Sicherheitsgründen nur mit Auto erlaubt, die Besucher werden direkt zum Kraterrand gefahren. So wäre im Extremfall eine schnellere Evakuierung als zu Fuß gewährleistet.
Um den Vulkan weben sich Geschichten – die Indígenas brachten angeblich Menschenopfer dar, da sie die Ausbrüche des Vulkans als Zeichen der Götter sahen. Die Spanier hielten ihn später für einen Eingang zur Hölle, da Indígenas dort eine Hexe (i.e. den Teufel) aufsuchten, und bauten deshalb als Exorzismus ein Kreuz. 1772 vernichtete ein Ausbruch fast die Stadt Granada, eins der wichtigsten kulturellen Zentren Nicaraguas. Einwohner pilgerten dann mit einem Bild von Mariä Himmelfahrt zum Masaya-See, woraufhin der Lavastrom laut Augenzeugenberichten abbog.

Laguna de Apoyo (Nicaragua)
Dieser Vulkan ist mit einem halbsalzigen See gefüllt. Dort werden Tauchkurse und Vogelwanderungen angeboten. Ein Taucherfreund hat mir erzählt, dass er Schwefelgase vom Boden des Sees hat aufsteigen sehen. Es ist einer der wenigen Orte in Nicaragua, wo heutzutage noch Tukane zu sehen sind. Dieses Glück ist mir jedoch nicht zuteil geworden. Vom Aussichtspunkt Las Catarinas ist das tiefe Blau des Sees (durch den erhöhten Salzgehalt) sowie die umliegende Landschaft zu bewundern; hinter der Laguna sieht mensch Granada und dahinter den Lago de Nicaragua, mit Glück auch die beiden Vulkane auf der Insel Ometepe.

Ometepe: Maderas und Concepción (Nicaragua)
Die Touri-Insel Ometepe besteht im Prinzip nur aus zwei schlafenden Vulkanen, die durch eine Landzunge verbunden sind. Die Straßen führen in einer acht um die beiden und die Dörfer liegen auf dem schmalen, etwas flacheren Küstenstreifen. An jedem Punkt der kleinen Insel ist die Orientierung durch den Blick auf die Vulkane möglich. Ein paar Parzellen wagen sich etwas weiter hoch in die Berghänge (oder in die Röcke des Bergs, wie hier gesagt wird). Es gibt Wanderungen zu den Bergkuppen, aus Zeit- und Geldgründen habe ich mich jedoch dagegen entschieden. Ich habe mich mehrere Tage um die Füße der Berge bewegt, eine Permakultur-Farm besucht, ein paar der omnipräsenten präkolombianischen Steinritzungen bewundert, eine anstrengende Wanderung hoch zum San-Ramón-Wasserfall gewagt, ein Schmetterlingsparadies besucht. An einem Tag wollte ich mein Glück mit einem Leihrad versuchen – die meisten Touris leihen sich Roller oder Quad, aber es gibt auch Fahrräder. In dem einen Kilometer zwischen Hostel und Dorf sind mir nacheinander zwei Räder kaputtgegangen. Das Terrain war einfach zu steinig und hügelig. Ich war also endlich im Dorf angekommen, das zweite Rad kaputt – ich stand vor der Entcheidung, es zurückzubringen oder den Bus, der jeden Moment ankommen sollte, zu erwischen. Ich habe mich dann diesen Tag sehr erfolgreich mit Bus, per Anhalter und zu Fuß fortbewegt.

Arenal (Costa Rica)
Der Arenal ist einer der bei Touris beliebtesten Vulkane. Wenn er  ausbricht, spiegelt sich die Lava im Lago Arenal zu seinen Füßen. Mir wurde von mehreren Ticos (Costa Ricaner*innen) gesagt, er sei zur Zeit aktiv, aber das stimmte dann wohl doch nicht. Der Vulkan ist Teil eines Naturparks mit artenreichem Urwald. Der Vulkan selbst darf jedoch nicht mehr ganz bestiegen werden, da es in den letzten Jahren zu viele Unfälle gab. Leider konnte ich den Park nicht besichtigen (dazu mehr im Artikel „Costa Rica in 120 Stunden“). Ich war jedoch in einem thermalen Fluss in der Nähe baden, dem Tabacón de los Pobres.

Poas (Costa Rica)
Der Poas, einer der größten Krater Amerikas, war derzeit wegen hoher vulkanischer Aktivität geschlossen, ich musste ihn also von meiner Liste nehmen.