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Guatemalas Touri-Route

Nach zwei Wochen Urlaub in Kensis Familie bin ich auf einer der Standard-Routen durch Guatemala gereist. Erst war ich am einzigen Guatemaltekischen Ort an der Karibik, Livingstone. Wie in Belize, der ehemaligen Karibikküste Guatemalas,gehören die Menschen dort zum Volk der Garifuna. Sie sind Nachkommen von aus Roatán (eine Hondurenische Insel) geflüchteten Sklaven. Der Ort, Livingston, ist die Mündung des Rio Dulce, der im Lago de Izabal seinen Ursprung hat. Nach Linvingston kommt mensch daher am besten im Boot. Diese fahren jedoch nicht so oft, dadurch hatte ich leider nur 5 Stunden vor Ort, bevor ich das Boot zurück nehmen musste. In der Gegend gibt es viele wunderbare Thermalquellen. Besonders hat mir ein Ort gefallen, wo ein heißer Bach als Wasserfall in einen kalten, weiter unter gelegenen Fluss mündet. Dort steht mensch dann bis zur Hüfte im Eiswasser und bekommt von oben eine warme Dusche mit Massagefunktion (ja, der Wasserfall hat Kraft).

 

Den Lago de Izabal, einer der größten Seen Guatemalas, haben wir per Boot erkundet. Drei Stunden sind wir auf dem See und in einem Mangroven-umhüllten Zufluss herumgetuckert. Auf dem See konnten wir Seekühe bei ihren eleganten Rollen an der Wasseroberfläche beobachten. Pelikane und Reiher gab es natürlich auch. Der Mangroven-Fluss war verzaubert: Das Boot kam geradeso zwischen den herunterhängenden Ästen und Lianen hindurch, wir sahen handtellergroße Blüten aus nächster Nähe. Es gab auch ein witziges Erlebnis mit einem Brüllaffen, der auf einem Baum über unserem Boot saß und uns mit seinem Schrei einen guten Schrecken eingejagt hat. Der Schrei dieser Affen ist echt beeindruckend, anscheinend wurde er auch im Film Jurassic Park eingesetzt. Zwischen den Mangroven habe ich auch zum ersten mal einen Morpho-Schmetterling gesehen. Diese handtellergroßen azurblauen Falter sind wunderschön.

 

Danach habe ich einen Touri-Transport quer durch die Berge nach Semuc-Champey genommen. Mehr als sieben Stunden lang holperige Feldwege, Dörfer in denen noch so gut wie kein Tourist übernachtet hat. In Semuc-Champey gibt es beeindruckende natürliche Wasserbecken, unter denen ein Fluss durch eine Höhle fließt, und das ganze mitten im Nebelhochwald. Semuc Champey bedeutet „der Fluss, der unter der Erde fließt“. In einer Höhle in der Nähe schwimmen und waten die Touris mit Kerzen durch einen Fluss. Die Kerzen gehen natürlich immer wieder aus, besonders meine. Das Highlight ist ein vier Meter hoher Sprung in ein unbeleuchtetes Wasserbecken. Etwas gruselig. Und auf dem Rückweg lässt sich mensch von einem kleinen Wasserfall durch einen engen Tunnel tragen. In der Nebelwald-Gegend wird Kakao und Kaffee kultiviert; kleine Tafeln Schokolade mir Zimt oder Kardamom werden überall von den Kindern verkauft – lecker, aber mit leichtem Raucharoma.

 

Von dort aus ging es dann weiter zum Lago Atitlán. Um den See herum gibt es viele Dörfer, in denen traditionelle Trachten getragen werden. Ich blieb ein paar Tage in San Marcos, dem Yoga-Ort, wanderte ein bisschen in den umliegenden Bergen, wo ich zum ersten Mal den Glasswing Butterfly, den Greta oto, sah, der durchsichtige Flügel hat.

 

Ich machte auch einen Ausflug zum berühmtesten Markt Guatemalas. Im überfüllten Zentrum von Chiquimula gab es tausende Huipiles (Oberteile) mit traditionellen Stickereien und jede Menge Rucksäcke und Taschen aus den typischen Stoffen. Wir konnten jedoch an keinem Stand vorbeigehen, ohne tausende Produkte aufgedrängt zu bekommen.

 

Nach einer Woche auf den ausgelatschten Touri-Wegen mit Hostels ohne Küche aber dafür immer mit teuerem Restaurant und durch den ständigen Kontakt mit Touris praktisch keinem Spanisch war ich etwas erschöpft und hatte die Nase voll von Touris.

 

In Antigua Guatemala hatte ich das Glück, bei zwei unterschiedlichen Personen couchsurfen zu dürfen. Antigua ist eine ehemalige Hauptstadt des Landes. Die erste Hauptstadt heißt heute Ixime. Nach einem Aufstand der dort ansässigen Kaqchikel wurde die Hauptstadt umverlegt. Diese zweite Hauptstadt heißt heute Ciudad Vieja (alte Stadt) und wurde 1541 durch einen Lahar des Volcan de Agua (Wasser-Vulkan) zerstört. Ein Lahar ist ein Schlammstrom, bei dem sich Wasser und Lava bei einem Vulkanausbruch mischen – daher auch der Name des Volcan de Agua. (https://de.wikipedia.org/wiki/Lahar)

 

Nach einem Erdbeben in 1773, das einen Großteil des heutigen Antiguas zerstörte, wurde 1775 Guatemala City als Hauptstadt gegründet, das diesen Titel bis heute hält. Vulkanismus und Erdbeben spielten also eine wichtige Rolle in der Geschichte Antiguas – heute sind sie auch weiterhin wichtig: als Bedrohung, aber auch als Touristenziele. Der Volcan de Agua ist ein beliebtes Wanderziel, aber noch beliebter ist der schlafende Vulkan Acatenango, dessen Kuppe einen wunderbarer Ausblick auf die Eruptionen des Volcan del Fuego (Feuer-Vulkan) bietet. Dies ist neben den Spanisch-Kursen einer der Hauptanziehungspunkte der hübschen Kolonialstadt.

 

Ein Couchsurfer brachte mich in ein kleines Dorf nahe der Stadt, San Juan del Obispo. Dort besuchten wir ein ehemaliges Kloster und kauften Nispern, eine Frucht, die die das Dorf in Massen produziert.